Systemische Therapie in Würzburg
In Abgrenzung zu anderen psychotherapeutischen Verfahren begreift die Systemische Therapie psychische Störungen nicht nur als individuelles Problem, sondern immer auch als kontextabhängigen Ausdruck der (nicht gelingenden) Interaktionen des Betroffenen mit seiner Umwelt. Die Gesamtheit dieser komplexen Interaktionszusammenhänge eines Individuums wird – vereinfacht ausgedrückt – mit dem Begriff „System“ beschrieben. Wurden anfangs Familie und System noch gleich gesetzt, hat sich der Begriff im Lauf der Zeit deutlich erweitert und schließt heute sowohl die Familie, als auch andere soziale Interaktionsräume mit ein.
Seit 2019 ist die Systemische Therapie in Deutschland als Richtlinienverfahren in der Psychotherapie durch den G-BA anerkannt und ihre Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien eindeutig belegt.
"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles)
Die verschiedene Facetten und unterschiedlichen Anteile Ihrer Persönlichkeit bilden Ihr inneres System, Sie und Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin kreieren das System Ihrer Partnerschaft und zusammen mit Ihren Kindern, Ihren Eltern, Geschwistern und Großeltern bilden Sie ein Familiensystem. Dieses wiederum ist eingebunden in vielfältige soziale Systeme: Ihren Freundes- und Kollegenkreis, Ihre Nachbarschaft, Vereine, religiöse Institutionen usw. All diese Systeme stehen untereinander in Beziehung und Wechselwirkung und bilden in ihrer Gesamtheit Kulturräume bzw. Nationalstaaten. Diese wiederum werden durch historische Ereignisse (z. B. Kriege, Pandemien, Migrationsbewegungen usw.), geographische Bedingungen und kulturelle Einflüsse aus den sie umgebenden Ländern maßgeblich beeinflusst.
Letztlich ist so die gesamte Menschheit, die von ihr bewohnte Natur und die von ihr geschaffene bzw. sie beeinflussende Kultur in hoch komplexen, zirkulären Wechselwirkungsprozessen miteinander verbunden.
"Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst“ (Moshe Feldenkrais)
In der Systemischen Therapie nehmen wir an, dass Wirklichkeit als von uns getrennte, objektive Größe nicht existiert. Wir alle konstruieren (unsere) Wirklichkeit aufgrund der Bedeutungen, die wir und unsere Umwelt unseren Erfahrungen geben. Viele Schwierigkeiten entstehen, weil wir – meist ohne uns dessen gewahr zu sein – in Konstruktionen und Bedeutungsgebungen aus der Vergangenheit verhaftet sind, die für die gelingende Bewältigung der momentanen Lebenssituation allerdings wenig geeignet und manchmal sogar schädlich sind.
In der therapeutischen Situation eröffnet diese sog. konstruktivistische Sichtweise entscheidende neue Möglichkeiten: Wir können einmal gemachte Erfahrungen zwar nicht ungeschehen machen oder nachträglich verändern, doch wir können die Bedeutungen, die wir ihnen geben, neu verhandeln und dadurch unsere Konstruktion von Wirklichkeit im Hier und Jetzt verändern.
So können nicht nur körperliche und/oder psychische Symptome gelindert oder beseitig werden. Im besten Fall finden so tiefgreifende Veränderung und ganzheitliches Wachstum statt. C. G. Jung bezeichnete diese Erweiterung und Vertiefung der gesamten Persönlichkeit als schöpferischen Prozess. Gemeinsam mit meinen Klienten und Klientinnen einen solchen Prozess anzustoßen und zu gestalten, ist ein zentrales Anliegen meiner Arbeit.
„Was ist, darf sein, und was sein darf, kann sich verändern.” (Werner Bock)
Persönliches Wachstum und Veränderung finden paradoxerweise immer dann statt, wenn das, wogegen wir bisher angekämpft haben (z. B. unangenehme Gefühle oder destruktive Verhaltensmuster), endlich da sein darf und angenommen werden kann ("Paradox der Veränderung“ nach A. Beisser).
Um uns dieser nicht immer leichten Aufgabe zu stellen, brauchen wir die Unterstützung eines klaren, mitfühlenden und präsenten Gegenübers. Dann kann es gelingen, den Mut zu finden, uns dem Erleben dessen was uns belastet, im Hier und Jetzt zu zuwenden, es damit zu überwinden und zu integrieren und uns so die bisher in Abwehr und Vermeidung gebundene Lebenskraft wieder für eine gelingende Lebensgestaltung zugänglich zu machen.
Mehr als systemisch: Mein therapeutischer Ansatz
Neben meiner Ausbildung zum Systemischen Therapeuten haben mich u. a. die Analytische Psychologie nach C. G. Jung, die Existenzielle Psychotherapie nach Irvin Yalom, die Logotherapie nach Viktor Frankl und vor allem die Gestalttherapie nach Drs. Frank und Barbara Staemmler maßgeblich beeinflusst. Im Lauf der Zeit hat die existenzielle Dimension bei der Behandlung psychischer Störungen und lebensgeschichtlicher Herausforderungen einen immer größeren Raum in meinem therapeutischen Denken und Handeln eingenommen.